1 Patient -
5 Homöopathen -
mindestens 10 verschiedene Verschreibungen?

Die traditionelle Arbeit eines Homöopathen könnte man mit der eines Naturforschers vergleichen, der ein unkenntliches Stück Bodensediment in Händen hält und aufgrund winzigster Unregelmäßigkeiten zu erraten versucht, ob es sich einmal um eine Biene, einen bestimmten Baum oder Basalt gehandelt hat.

Schon sehr früh hat Konstantin Hering eine entscheidende Crux der herkömmlichen homöopathischen Methodik erkannt und in einem Vergleich mit den damals sich rasant entwickelnden Naturwissenschaften prägnant formuliert:

„Bei dem jetzigen Stande der Naturwissenschaften kann (anders als in der Homöopathie) alles nach den Verwandtschaften überblickt ... das Allgemeine der verschiedenen Klassen und Familien gelehrt werden ... Das Studium wird dadurch außerordentlich erleichtert. Allein da wir die Materia Medica noch nicht so ausgebildet haben ..., so müssen wir (Homöopathen) diesen erleichternden Überblick wohl noch entbehren. Die Zeit kommt hoffentlich bald, wo wir ebenso wie die Naturhistoriker über unsere Mittel sprechen können, wo wir verstehen werden, ebenso wie diese, vollständige Beschreibungen zu geben, bei denen alle Nebensachen weggelassen sind. Die Zeit kommt hoffentlich bald, wo wir auch in der Arzneimittellehre wissen, was wesentlich ist und was nicht.“

Heute, etwa 150 Jahre später, haben bahnbrechende neue Entwicklungen wie

  • die homöopathische Systematisierung des Periodensystems durch Jan Scholten
  • die Vertiefung der Anamnesetechnik durch Divya Chhabra, Jürgen Becker und die Bombaygruppe
  • die Synthese der verschiedenen klassischen und neuen homöopathischen Schulen in der Quellenmethode

sowie neue psychoanalytische und therapeutische Erkenntnisse die Mittelfindung auf einer neuen exakteren Basis möglich gemacht, die auch wissenschaftlicher Erkenntnis zugänglich ist.

Die Quellenmethode nach Irene Schlingensiepen führt die neuen systematischen Entwicklungen mit den Erkenntnissen der klassischen Homöopathie auf einer tiefer gelegenen gemeinsamen Ebene zusammen.